Einer von mehreren Artikeln, den wir auf anschlaege.at gefunden haben und lesenswert finden.
Feminismus als Befreiungsschlag / Offen und respektvoll / „Hören Sie eben auf damit!“ / Eine Diagnose all-inclusive
Gepostet am Apr 24, 2013 in an.schläge 2013, Mai 2013, Thema:
Feminismus als Befreiungsschlag
Gegen Ende meiner Schul- und zu Beginn meiner Studienzeit hatte ich für mehrere Jahre mit Depressionen und manischen Zuständen mit Wutausbrüchen zu kämpfen. Besonders litt ich aber unter etwas, das als Dysmorphobie bezeichnet wird – eine Körperwahrnehmungsstörung, bei der die Betroffenen die Realität verzerrt sehen und der festen Überzeugung sind, unattraktiv oder entstellt zu sein.
Neben meiner Verhaltenstherapie bekam ich verschiedene Antidepressiva und Beruhigungsmittel gegen meine innere Unruhe verschrieben. Eine Nebenwirkung war jedoch Antriebslosigkeit – also bekam ich dagegen wieder aufputschende Tabletten. Irgendwann nahm ich zur gleichen Zeit drei verschiedene Medikamente ein. Ich beschloss, sie abzusetzen. Es ist absurd, wenn jede Nebenwirkung wieder mit einer neuen Tablette bekämpft wird.
Gegen die Depressionen haben mir die Tabletten allerdings sehr geholfen, die Dysmorphobie jedoch war noch länger ein Problem für mich. Als ich dann anfing, mich für Feminismus zu interessieren, habe ich gelernt, die Sache aus einem anderen, kritischeren Blickwinkel zu betrachten. Ich habe damit begonnen, Schönheitsideale zu hinterfragen, habe mich z.B. mit dem Thema „Lookismus“ auseinandergesetzt und gelernt, mich selbst als Frau wertzuschätzen. Mir ist mittlerweile bewusst, dass diese Dysmorphobie nicht nur mein privates, individuelles Problem darstellt, sondern ein gesellschaftliches ist.
Natürlich habe ich auch heute noch kleinere dysmorphobische „Anfälle“ und ich bin auch nicht immun gegen Normzwänge. Ich würde auch nicht sagen, dass Feminismus für alle Frauen* als Allheilmittel gegen Dysmorphobie und gesellschaftlichen Schönheitsdruck funktioniert, Continue reading →