Sofortforderungen an die Psychiatrie

Ein Ergebnis aus dem Anti-Zwangspsychiatrie-Treffen vom 30.4. bis 2.5.2014 in der Projektwerkstatt Saasen sind gemeinsame Sofortfoderungen an die Psychiatrie, ihre Einrichtungen und deren Verantwortliche.

Sofortforderungen an die Psychiatrie

Unter Aufrechterhaltung unserer grundlegenden Forderung nach Abschaffung aller Zwangsstrukturen, der Verfügung von Menschen über Menschen, der zwangsweisen Verabreichung verhaltenssteuernder Stoffe von Menschen durch Menschen und der Erniedrigung oder formalen Begutachtung von Menschen durch Menschen sowie unter Anerkennung, dass der Mensch das Maß der Dinge ist und nicht umgekehrt, fordern wir zur sofortigen Umsetzung:

1. Volle Anerkennung der Patient_innenverfügungen und Vorsorgevollmachten ohne Wenn und Aber in Kliniken, vor Gutachter_innen und vor Gericht.

2. Internetzugang, Wahrung des Postgeheimnisses, uneingeschränktes Telefon- und Besuchsrecht in allen freien Phasen des Tages (mindestens zwei Stunden pro Tag).

3. Handlungen von Ärzt_innen und Betreuer_innen mit Auswirkungen auf Status und Gesundheit von Gefangenen oder Patient_innen nur mit Zustimmung der Betroffenen, immer mit Videoaufzeichnung und unter qualitativer Orientierung an den Standards des Bundes Deutscher Psychologen (2001).

4. Vorführung vor Richter_innen oder Gutachter_innen nur ohne vorherige, erzwungene Einnahme oder Zuführung von Psychopharmaka sowie Dokumentation (auch bei gewünschter Einnahme), welche Psychopharmaka in den sechs Monaten davor eingeflößt oder abgesetzt wurden.

5. Keine Sanktionierung für kritische, auch polemische mündliche oder schriftliche Äußerungen. Keine Einschränkung oder Repression für Pressekontakte oder Teilnahme an Protestaktionen.

6. Keine Fixierungen, Zwangsmedikamentierungen und Isolierungen in oder durch die psychiatrischen Anstalten!

7. Uneingeschränktes und jederzeitiges Einsichtsrecht in die Patient_innen-akten und Einhaltung der Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes.

8. Besuchskommissionen mit vollen Rechten und unter Beteiligung von

Angehörigenvertreter_innen, Betroffenen und zivilgesellschaftlichen, u.a. psychiatriekritischen Vertreter_innen aus dem In- und Ausland.

9. Ständige, mindestens einmal jährlich öffentlich zu machende Dokumentation aller Grundrechtseinschränkungen (Freiheitsberaubungen, Verschärfung der Freiheitsbeschränkungen, körperliche Unversehrtheit, Wahrung des Post- und Telefongeheimnisses).

10. Standardisierung der Rechtsbelehrungen für Betroffene und Überreichung einer standardisierten Rechtshilfe mit Benennung aller Rechte und Pflichten der Inhaftierten.

11. Schriftliche Dokumentation und Begründung aller sogenannten „Besonderen Sicherungsmaßnahmen“ einschließlich der vollen Akteneinsichtsmöglichkeiten und sofortiger Beschwerdemöglichkeiten für die Betroffenen.

12. Ausgang jeden Tag in Anlehnung an den offenen Strafvollzug als Standard des Maßregelvollzugs. Dokumentation und besonderer richterlicher Beschluss bei Einschränkungen.

Weitere Informationen zur Kampagne: www.psychiatrieundknast.de.vu

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Veranstaltungshinweis: 1. Dresdner Aktionstage zur “seelischen Gesundheit”

Vom 7. bis 10. Oktober 2013 finden in Dresden die ersten Dresdner Aktionstage zur “seelischen Gesundheit” an verschiedenen Orten im Stadtgebiet und unter Beteiligung zahlreicher Einrichtungen und Akteuere statt.

Das ausführliche Programm gibt es als Broschüre der Stadt Dresden und unter:
www.dresden.de/seelische-gesundheit .

Es handelt sich um eine Veranstaltungsreihe, die von der Stadt Dresden beworben und vom Freistaat Sachsen gefördert sowie von zwei privaten Gesellschaften gesponsert wird.

Die Verbreitung dieser Information auf unserem Blog heißt nicht, dass wir uns inhaltlich oder moralisch mit den veranstaltenden Institutionen, Einzelpersonen oder den fördernden Hierarchien und deren Handlungweisen verbunden fühlen oder diese prinzipiell als ethsich vertretbar ansehen. Für uns besteht hier in den meisten Punkten kritischer Gesprächsbedarf . Unter diesem Aspekt begrüßen wir eine Veranstalungsreihe mit dem Fokus auf seelische Zustände.

(Die Worte “seelische Gesundheit” stehen in Anführungszeichen, weil wir u.a. Begriffe wie seelische “Gesundheit” und “Krankheit” nicht so stehen lassen und uns kritisch mit ihrer Bedeutung, Entstehtung und ihrer Wirkung in der Gesellschaft auseinander setzen.)

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Vortrag: Voll Normaaal – Einführung in die Kritik der normalen Identität

Am 06.10.2013 im AZ Conni in Dresden 13:00 Uhr (nach dem Brunch).

INHALT

Im Zuge der Neuen Linken kritisierten in den 60er und 70er Jahres des 20. Jahrhunderts einige weiße Akademiker die Psychiatrie radikal. Sie forderten die Abschaffung der Psychiatrie und die Existenzberechtigung von verrückten Verhaltensweisen. Unter anderem durch diese radikale Kritik erfolgten in mehreren Ländern Europas ab Mitte der 70er Jahre Psychiatriereformen. Offensichtliche Gewaltformen in der Psychiatrie wurden stark eingeschränkt und die Institution zur Gemeinde hin geöffnet. Die Psychiatrie erlangte den Status einer modernen Dienstleistung im Gesundheitssystem. Ab den 80er Jahren etablierte sich eine von Psychiatrieerfahrenen und nicht mehr von Professionellen getragene antipsychiatrische Bewegung. Doch trotz ungebrochener nicht nur struktureller Gewalt, Zwangsmaßnahmen und unveränderten Machtverhältnisse in der Psychiatrie wurde radikale Kritik an der Psychiatrie aufgrund der erfolgten Reformen nur noch schwer Continue reading

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Wir gehen hin! … zur Diskussionsveranstaltung: “Rechte psychisch kranker Menschen stärken – Alternativen zur Zwangsbehandlung ausbauen”

Am 11. September 2013 findet von 15:00 bis 18:00 Uhr im Saal 2 des sächsischen Landtages in Dresden die Diskussionsveranstaltung “Rechte psychisch kranker Menschen stärken – Alternativen zur Zwangsbehandlung ausbauen” statt .

Das Projekt Ikarus wird mit einigen Leuten vor Ort sein und sich an der Diskussion beteiligen, soweit diese für das Publikum geöffnet ist. Wir werden auch einen Tisch mit Infomaterialien aufbauen und dort nach der Veranstaltung ansprechbar sein. Continue reading

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Erster *mad wednesday* nach der Sommerpause

Am Mittwoch, den 18.9., begrüßen wir dich wieder zu unserem offenen Treffen um 19 Uhr im AZ Conni. Bei gutem Wetter draußen (vor dem Infocafe), bei schlechtem drinnen (im Infocafe). Wenn du uns nicht gleich findest, kannst du auch Leute auf dem Gelände fragen, die dir bestimmt helfen können. Wir freuen uns auf neue Leute, die Lust haben, bei uns vorbeizuschauen oder auch mitzumachen!

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“Einführung in die Antipsychiatrische Theorie” auf coloradio

Am Mittwoch, dem 29.5.2013, wird der Audiomitschnitt vom Vortrag “Einführung in die Antipsychiatrische Theorie” gesendet, den ein Mensch vom AK Psychiatriekritik in Dresden gehalten hat. Vorher werden ein paar Worte zum Projekt Ikarus Dresden und zu geplanten Veranstaltungen gesagt.

Coloradio könnt ihr hier hören: coloradio.org

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Knast 2013 – Der Irrsinn geht weiter

der Text wurde gefunden unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/86445

(mehr Material zum Thema Knast und Psychiatrie:
www.18maerz.de/web/index.php/material/material-audio/400-autonomes-knastprojekt-knast-und-psychiatrie
http://www.armutszeugnisse.de/themen/themen_06.pdf
http://digitalresist.blogspot.de/2013/04/knast-und-psychiatrie-aktuelle-sendung.html)

Knast 2013 – Der Irrsinn geht weiter
von Thomas Meyer-Falk.

„Von Loch bis Luxus“, so titelte am 19.04.2013 die BILD-Zeitung, um unter Hinweis auf eine Internetseite (knast.net) die Bewertungen für einige Knäste zu skandalisieren, da es dort sogar Pay-TV gebe. Der Alltag hinter den Mauern der Haftanstalten und forensischen Psychiatrien ist meist differenzierter, wenn auch nicht weniger skandalös.

a.) Ausbeutung von Patienten?

Wie die Süddeutsche Zeitung am 13.05.2013 unter der Überschrift „Modellphase“ berichtete (ähnlicher Artikel auch online: „Geschäft mit Modellautos aus der Psychiatrie“), ließ der Landgerichtsarzt Haderthauer, er ist Ehemann der CSU-Sozialministerin Christine Haderthauer in München, bis 2008 Patienten einer forensischen Klinik, in welcher sie eigentlich therapiert werden sollten, Modellautos bauen.
Was ist daran skandalös? Die exklusiven Modelle der Firma SAPOR (sapormodelltechnik.de) im Maßstab 1:8 werden laut SZ für einen Preis von circa. 15.000 Euro an Liebhaber verkauft. Die Patienten, die werktäglich 6 Stunden die Modelle aus Holz, Leder und Chrom fertigen, speist man mit circa 200 Euro Monatslohn, effektiv also knapp 1,70 Euro Stundenlohn ab. Vor sechs Jahren wurde eines der Modelle sogar für mehr als 30.000 Dollar bei Christie’s versteigert.
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Workshop: Selbstwahrnehmung und Zustimmungskonzept zum Umgang mit Grenzüberschreitungen und ihrer Verhinderung

Liebe Interessierte,
zu dem folgenden geplanten Workshop suchen wir Menschen, die sich vorstellen können sich an Planung und/oder Durchführung zu beteiligen. Leitet die Anfrage gern über eure Listen:

“Selbstwahrnehmung und Zustimmungskonzept zum Umgang mit Grenzüberschreitungen und ihrer Verhinderung”

Zum Zustimmungskonzept und vorangehend zu Wahrnehmung, Äußerung und Umsetzung eigener Grenzen sowie zur Wahrnehmung der Grenzen anderer Menschen und des Respektierens von ihnen soll im Zeitraum zwischen Juli und September ein 2-tägiger Workshop in Dresden stattfinden. Das Thema ist daher wichtig, da fast jeder und jede wen kennt, deren Grenzen schon überschritten wurden oder da ihr vielleicht selbst betroffen seid. Und weil ein sensibler Umgang damit auch in linken emanzipatorischen Zusammenhängen wichtig sein sollte und geübt werden kann. Es gibt Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeit für Grenzüberschreitungen zu verhindern sowie auch für auslösende oder betroffene Personen oder deren Unterstützer_innen mit solchen Situationen sicherer umzugehen.
Inhaltlich soll es um Vorstellungen und Definitionen von Grenzen, Wahrnehmung und Zustimmung gehen. Anschließend könnten gemeinsam Übungen durchgeführt werden, die die Wahrnehmung eigener und anderer Grenzen ansprechen. Das Zustimmungskonzept wird dabei als eine Möglichkeit verstanden, sicherer mit sich selbst und anderen umzugehen und Grenzüberschreitungen zu vermeiden.

Bisher sind wir erst drei Personen und können daher den Workshop personell noch nicht umsetzen. Wir suchen Menschen, die den Workshop mit ausarbeiten und vorbereiten oder nur bei der Durchführung helfen wollen.
Außerdem suchen wir Menschen, Continue reading

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Pride Parade!

Der Ankündigungstext in leichter Sprache ist unten.

Am 13. Juli findet in Berlin die diesjährige Disability + Mad Pride Parade statt! Hier der Ankündigungstext von der Seite (vorläufige Version):

Freaks und Krüppel,
Verrückte und Lahme,
Eigensinnige und Blinde,
Kranke und Normalgestörte
– kommt raus auf die Straße, denn sie gehört uns!
Feiert mit uns auf der behindert und verrückt feiernPride Parade 2013 in Berlin!
Tanzt Barrieren weg, hüpft über Schubladen,
scheißt auf Diagnosen. Küsst den Wahnsinn wach, liebt
Krummbeine und Spasmus, begehrt Krücken und Katheter.
Malt Eurer Scham Pink und Glitzer auf die Wange,
winkt ihr zum Abschied und lasst sie laufen.
Rollt, humpelt, tastet Euch vor –
zum Hermannplatz am 13. Juli, um 15 Uhr.

Denn wir sind viele.
Wir verstören und verführen –
und sind lauter als die Norm!
Kommt alle zu unserer Parade.
Unterstützer_innen sind
eingeladen mitzumachen.

http://www.pride-parade.de/

Stell dir vor du steckst in der Krise und als erstes wirst du gefragt, was du brauchst.

Stell dir vor, du wirst unterstützt ohne entmündigt zu werden.

Stell dir vor du zerstörst dein Hamsterrad und knabberst dafür das kapitalistische System an.

Stell dir vor, du darfst Krisen und Beeinträchtigungen haben ohne abgestempelt zu werden, als „krank“, „gestört“ und „unnormal“ und ohne von außen den Stempel einer Diagnose aufgedrückt zu bekommen.

Stell Dir vor, nicht Du und Dein Körper werden als Problem gesehen, – sondern eine Gesellschaft, die Barrieren schafft und Menschen in Krisen bringt.

Trau dich zu träumen, zeig dich, geh auf die Strasse und feier mit uns auf der Mad & Disability Pride!!

Anstatt zu sehen, dass psychische Krisen und körperliche Beeinträchtigungen zum menschlichen Leben gehören, immer eine Gesellschaftlichkeit haben und nicht einfach vom Himmel fallen, werden sie mit Diagnosen etikettiert. Die Einzelnen werden abgewertet, als „krank“, „unfähig“, „nicht funktionstüchtig“. Unsere Gesellschaft versucht die Person zu ändern und nicht das System. Die Macht bleibt bei den „Professionellen“: Sie suchen die Krankheitskategorie für die Person aus. Kataloge wie das ICD und das DSM bieten ihnen dafür immer neue Möglichkeiten. Continue reading

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Einladung zum nächsten *mad wednesday*

Am Mittwoch, den 15.5., findet wieder unser offenes Treffen statt. 19 Uhr im AZ Conni. Bei gutem Wetter draußen (vor dem Infocafe), bei schlechtem drinnen (im Infocafe). Wenn du uns nicht gleich findest, kannst du auch Leute auf dem Gelände fragen, die dir bestimmt helfen können.
Wir freuen uns auf neue Leute, die Lust haben, bei uns vorbeizuschauen oder auch mitzumachen!

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